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swiss design P! galerie. A gallery offering items by Tom Strala oder Pedja Hadzi-Manovic

Schweizer Nonkonformisten | Eine kritische Neubeurteilung

2025 | 11 | 14

Der Kanon des Schweizer Designs wird oft auf eine singuläre Erzählung reduziert: eine Erzählung technischer Präzision, funktionaler Reinheit und des moralischen Imperativs der „Guten Form“.¹ Dieses Dogma kodifizierte Schweizer Design als Übung in Integrität, Einfachheit und objektiver Richtigkeit.² Doch wie die Ausstellung CH-DSGN – The Swiss Non-Conformists (2023) zeigte, ist diese Erzählung nicht erschöpfend. Unter der Oberfläche liegt eine radikale, archaische und bewusst ungeschmückte Tradition – eine, die die Grundlagen ihres eigenen Erbes infrage stellt.

Kuratiert von P! Galerie, formulierte die Ausstellung eine provokante These: Dass das überzeugendste Schweizer Design nicht durch seine Befolgung moralischer oder ästhetischer Konventionen definiert ist, sondern durch seine Bereitschaft, diese zu unterlaufen. In den Worten des Galeristen und Kurators:

“Schlechtes Schweizer Design ist anständig und moralisch. Gutes Schweizer Design hingegen ist archaisch und radikal.“

Eine verborgene Genealogie

Die Ausstellung legte eine Parallelgeschichte offen – keine der Verfeinerung, sondern der trotzigen Direktheit, in der das Schlichte, das Grobe und das scheinbar Naive eine tiefere, archaische Tradition freilegen. Diese Tradition sucht keine Legitimation durch Dogma, Stil oder Intellektualismus, sondern durch eine spezifische Radikalisierung: eine kompromisslose Reduktion auf das Wesentliche.

Schweizer Design als Nicht-Design
Die radikalsten Schweizer Arbeiten entziehen sich jeder Kategorisierung. Technologie, Pragmatismus oder Funktionalismus sind relevant, jedoch lediglich als Rahmen. Schweizer Design verkörpert eine puritanische Moderne: die Ablehnung des Effekthaschens, die Ablehnung konzeptueller Überdetermination. Hier ist Design reine Reduktion. Bedeutung entsteht nicht aus formalen Entscheidungen, sondern aus dem Notwendigen. Das Archaische und das Primitive überwinden Fragen von Stil und Mode. Sie verhandeln nicht mit Trends und Haltungen; sie existieren jenseits davon. Hier wird Schweizer Design relevant und radikaler als die französische, italienische, nordische oder brasilianische Designtradition, die sich primär auf Stil, Ästhetik und Gefälligkeit konzentrieren.

Heute ist Design oft nur Dekoration
Es glänzt, es gefällt, es verkauft – doch es sagt nichts. Getrieben von Marktlogik oder Nostalgie produziert die Industrie stilistische Zitate statt Substanz, Effekte statt Experimente. Selbst Rebellion ist zur Marketingstrategie geworden. Design ist zu einer gut gekleideten, teuren Prostituierten geworden – ein Produkt einer aggressiven Industrie.

Aus diesem Grund präsentiert P! Galerie eine begrenzte Auswahl radikalen Schweizer Designs: Arbeiten, die sich verweigern, die herausfordern statt zu gefallen, und die die Fähigkeit des Designs zurückfordern, zu provozieren und zu befragen.

Werfen Sie einen Blick auf unsere Auswahl (pdf).

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