Design und Chandigarhobjekte – Investitionspotential für 2026
2020 bis 2025: Der Markt im Stresstest
Die Covid-Jahre 2020 und 2021 waren generell schwierig für den Kunsthandel. Ohne Ausstellungen und Messen kam der Handel beinahe zum Erliegen. Klassische Kunstgalerien ohne Onlinepräsenz litten stärker als digitalisierte Häuser. Designmöbelgalerien mit Onlinepräsenz erlebten hingegen Nachfrage: Sammler, die nun zuhause festsassen, investierten in die Aufwertung ihres Zuhauses. Die zweite Krise dauerte von 2022 bis 2025: Inflation, Rezessionsängste, geopolitische Spannungen und Handelskriege führten zu einer zurückhaltenden Käuferschaft. Global fiel der Kunsthandel 2024 um 12%, der Auktionsmarkt brach im ersten Halbjahr 2025 um 7% ein.¹ Umsatzeinbrüche der grossen Akteure wie bei Hauser & Wirth um 50% geben zu reden.²
Die Art Basel- und UBS-Studie attestiert dem Designmarkt jedoch eine Resilienz für die Periode 2023 bis 2025. Preise fielen im Vergleich zum übrigen Kunstmarkt kaum. Die Umsatzrückgänge fanden primär im hochpreisigen Segment statt. Die grossen Designgalerien kämpften mit hohen Fixkosten und Umsatzrückgängen. Der Markt verlangte nach Wandel, und neue innovative Galerien etablierten sich.
Ein Generationenwechsel bei der Käuferschaft zeichnete sich zusätzlich ab, etwas, das schleichend passierte, aber jetzt plötzlich die Designgalerieszene traf und neue Sammler aber auch Anforderungen schuf. Bei vermögenden Privatkunden (High-Net-Worth Individuals) stellen die Boomer (Geburtsjahr 1946 bis 1964) weiterhin jene Sammlergruppe mit dem stärksten Umsatz dar: Sie kaufen teure, aber wenige Werke. Umsatztechnisch folgen die Millennials (Geburtsjahr 1981 bis 1996), die mit 55%³ den Markt dominieren. Die experimentierfreudige Generation Z kauft am zahlreichsten, aber preiswertere Designobjekte und baut ihre Sammlungen kontinuierlich aus. Der Markt durchläuft eine Transition, die mehr Qualität und Innovation abverlangt – eine Chance für den gesamten Designmarkt.
Design ist aus der Randposition in das klassische Repertoire der Sammler getreten. Beschränkte sich die Designbegeisterung früher auf einen Nischenbereich und galt als Insidertipp, so interessiert sich mittlerweile ein breites Publikum für Design. Die Art Basel- und UBS Studie für 2025 zeigt, dass 20% der befragten Kunstsammler (High-Net-Worth Individuals) beabsichtigen, Design in ihre Sammlung aufzunehmen. Noch vor wenigen Jahren waren es unter 3%, welche Design in ihr Portfolio aufnehmen wollten. Diese Interessenten betrachten Design als unterbewertet gegenüber der klassischen Kunst bei vergleichbaren Qualitätsmerkmalen. Design gilt nicht mehr als Experimentierfeld, sondern als ernsthaftes Sammlergebiet und legitime Investition.
Erst seit gut 35 Jahren hat sich Design als relevantes Sammelobjekt etabliert. Institutionen wie das Vitra Design Museum, das Centre Pompidou, das MoMA, Auktionshäuser wie Wright, Piasa, Christie’s, Phillips, Sotheby’s, und Messen wie Design Miami (seit 2005) legitimierten Design als Kulturgut. Der Markt hat jene Phase erreicht, in der Möbelobjekte zu sammelbaren Investitionen werden. Erzielten auf Auktionen zwischen 2000 und 2020 etwa 20 Designobjekte Preise über 1 Million USD, so haben allein in den Jahren 2024 und 2025 mehr als 20 Designobjekte diese Grenze überschritten. Eine bemerkenswerte Beschleunigung. Designobjekte von Eileen Gray, Jean Prouvé, Carlo Mollino, Diego Giacometti, Frank Lloyd Wright oder François-Xavier Lalanne, dessen Hippopotame Bar soeben einen neuen Rekord mit 31,4 Millionen Dollar⁴ erzielte, verdeutlichen diese Entwicklung exemplarisch.
Design erwies sich 2020 bis 2025 als krisenresistent. Während der Kunstmarkt zwischen 2022 und 2025 litt und ein Preisverfall zu erkennen war, stagnierten die Preise auf dem Designmarkt lediglich. Diese Resilienz macht Design für die Zukunft interessant und deutet darauf hin, dass die Nachfrage wächst und die Preise generell nicht überbewertet sind.
Das Investmentpotenzial von Chandigarhobjekten
A) Historische Relevanz und Marktposition
Das Design der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bleibt wegen seiner historischen Bedeutung und Innovation einmalig. Diese Epoche stellt den Nukleus der gesamten Designtradition bis heute dar. Pierre Jeanneret und Le Corbusier gelten bis heute als das bedeutendste und prägendste Architektenteam unserer Ära. Diese Stellung ist historisch gefestigt und wird sich auch durch neue Designer nicht mehr relativieren lassen. Diese Tatsachen definieren die Relevanz und den Wert ihrer Werke.
Die Preise für Chandigarhobjekte haben in den letzten 30 Jahren eine eigene Dynamik aufgezeigt. Mit der «Neuentdeckung» kam es um 2005 zu einer Preisexplosion. In der Hype- und Preistreibereiphase, die Galerien zusammen mit Auktionshäusern kultivierten, erreichte ein «Office Cane Chair PJ-SI-28-A» einen Preis von 12.500 Dollar⁵ (heutiger Wert etwa 4.200 Dollar). 2015 wurde ersichtlich, dass viele Objekte nicht so selten wie behauptet waren, was zu einer Preiskorrektur führte. Das Aufkommen von Fälschungen trug zu Unsicherheiten bei und beeinträchtigte die Preise zusätzlich. Die Preise steigen seit einigen Jahren wieder kontinuierlich, nachdem die Fragen der Seltenheit geklärt sind und beim Thema der Authentizität klarere Vorstellungen bestehen. Objekte, die Seltenheit mit Nutzbarkeit verbinden, entwickelten sich besonders gut. Sessel aus Chandigarh etwa sind begehrt: Sammlerstück, Wohnobjekt und Statussymbol in einem.
B) Wertfaktoren und Investitionskriterien
Authentizität ist entscheidend. Unsicherheit schlägt sich bei Auktionen in zurückhaltenden Geboten nieder, während seltene Stücke mit gesicherter Provenienz Höchstpreise erzielen. Preise springen oder fallen, wenn Originale von Fälschungen nicht mehr unterschieden werden können. Die Bedeutung der Authentizität und Provenienz nimmt zu und macht aus, dass Design als Investition keinen Wertverlust erleidet. Zertifikate auf Blockchain-Technologie machen die Provenienz überprüfbar und nachvollziehbar. Diese Technologie, die erfolgreich bei Diamanten eingesetzt wird, um problematische Herkunft auszuschliessen, findet zunehmend auch im Designmarkt Anwendung.
Die Preisentwicklung hängt auch zunehmend von der Qualität der Restaurierung und der Patina ab. Bis etwa 2015 war Überrestaurierung nicht unüblich: Patina wurde ersetzt, Gebrauchsspuren eliminiert, die Oberfläche von ihrer Geschichte befreit. Solche Objekte verlieren heute an Wert, weil diese Eingriffe wichtige Authentizitätsindikatoren auslöschen. Die Prioritäten haben sich verschoben. Objekte mit reicher Patina und subtiler, behutsamer Restaurierung gewinnen stärker an Wert. Patina, Rost und originale Farbbemalung finden zunehmend Wertschätzung – eine Entwicklung, die sich verstärkt.
Die kunsthistorische Relevanz des Designers, die beschränkte Verfügbarkeit, die klare Abgrenzung originaler Erstauflagen von späteren Reproduktionen, all dies fördert die Wertsteigerung. Narrative Aspekte prägen den Wert in gleichem Masse. Entstand ein Mythos um den Gestalter oder das Objekt, so erhöht sich das Begehren und somit auch der Sammlerwert.
Schlussbetrachtung
Chandigarh-Objekte zählen zu den wertvollsten Sammlerstücken des Designs und haben ihre dauerhafte Relevanz bewiesen. Die stark steigende Nachfrage über alle Sammlergenerationen hinweg, das gewachsene Vertrauen in Design als Investition und die geschärfte Aufmerksamkeit für Authentizitätsnachweise schaffen stabile Bedingungen für den Markt und legitimieren den Wertzuwachs. Diese Entwicklung wird sich 2026 verstärken.
¹ Clare McAndrew, Survey of Global Collecting (Basel: Art Basel and UBS, 2025), 21.
² Tippinpoint, „Schweizer Stargalerist Iwan Wirth: Brechen die Geschäfte in Grossbritannien ein?,“ accessed December 27, 2025, https://www.tippinpoint.ch/artikel/78340/schweizer_stargalerist_iwan_wirth_brechen_die_geschaefte_in_grossbritannien_ein.html.
³ Clare McAndrew, Survey of Global Collecting (Basel: Art Basel and UBS, 2025), 46.
⁴ Sotheby’s, „Hippopotame Bar, Piece Unique,“ Important Design Featuring the Schlumberger Collection, 2025, https://www.sothebys.com/en/buy/auction/2025/important-design-featuring-the-schlumberger-collection/hippopotame-bar-piece-unique.
⁵ Phillips, „Pierre Jeanneret, Pair of ‚Office‘ Armchairs, Model No. PJ-SI-28-A,“ accessed December 25, 2025, https://www.phillips.com/detail/pierre-jeanneret/77818?fromSearch=pj-si-28&searchPage=1.
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